Cannabislegalisierung für und wider

Die neue Regierung will den Verkauf von Cannabis in lizenzierten Geschäften erlauben.
Die Entwicklung der Infrastruktur wird oberste Priorität haben.
Wie Daten aus Kanada und den USA zeigen, kann das Projekt nur gelingen, wenn Preis, Qualität und Vertrieb stimmen. Auf dem Boden wurde eine gelbe Linie gezogen. Das ist eine Grenze, die niemand überschreiten kann.

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Einerseits für den Lieferanten, andererseits für die Mitarbeiter, die die Ware in steriler Schutzkleidung erhalten. Als der Lieferwagen kam, konnte selbst der Chef das Rolltor nicht öffnen. Nur Wachen sind erlaubt, und nur eines darf die gelbe Linie überschreiten: Marihuana-Blüten.

Im bayerischen Leipheim befindet sich eine der größten Produktionsstätten für medizinisches Cannabis in Europa: Bavarian Weed. Bis zu drei Tonnen Cannabis lagern hier, die Pflanzen müssen mehrere Wochen in Quarantäne, bis sie nachweislich steril sind.

Erst dann werden sie bearbeitet. Ebenso haben nur autorisierte Mitarbeiter Zutritt zu Produktionsräumen mit dicken Glasscheiben und mehreren Schutztüren. Sie tragen Kopftücher, Handschuhe und Mäntel. In diesem Raum werden die Knospen auf einem Band transportiert und durch einen Trichter auf das Milligramm genau in Dosen abgefüllt.

Tausende Apotheken in Deutschland liefern Cannabis aus Leipheim. Dort herrscht jetzt Aufbruchsstimmung. „Wenn die Kontrolllieferung ankommt, drücken wir einfach auf einen Knopf“, sagt Firmengründer Stefan Langer.

Als er 2018 an den Start ging, spekulierte er, dass auch er in naher Zukunft den Freizeitmarkt bedienen könnte. Langer hofft, dass die ersten Tests in den Apotheken bald beginnen, vielleicht im Frühjahr.

Wenn es nach den Grünen in der Ampelkoalition geht, dann spätestens in zwei Jahren. Dann eröffnete das erste lizenzierte Fachgeschäft in Deutschland, in dem Cannabis als Genussmittel verkauft wurde.

Es kann wie ein Tabakladen funktionieren und Beratung, Bildung und Verkauf anbieten. Denn: „Wir wollen wissen, was auf dem Markt ist und welche Zutaten konsumiert werden“, sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Linda Heitmann.

Sie hat fünf Jahre für das Landesamt für Suchthilfe Hamburg gearbeitet und ist jetzt Mitglied im Gesundheitsrat und wird dort zum Konzept der Cannabis-Freigabe beraten. SPD, Grüne und FDP sagten in der Bündnisvereinbarung: „Wir führen den kontrollierten Verkauf von Cannabis zu Freizeitzwecken an Erwachsene in lizenzierten Geschäften durch.

Das kontrolliert die Qualität, verhindert die Übertragung von Schadstoffen und garantiert den Jugendschutz.“ Vier Jahre später, Die Bewertung sollte die sozialen Auswirkungen untersuchen. Uruguay, Kanada und einige US-Staaten machen es vor, Deutschland und Malta folgen nun auf den Plätzen vier und fünf.

Auch in Portugal und den Niederlanden werden Konsum und Verkauf nur legalisiert und geduldet, nicht legalisiert. Seit der Einführung kontrollierter Freisetzungen im Oktober 2018 seien wichtige Ziele erreicht worden, sagte David Hammond von der Waterloo School of Public Health Sciences in Kanada.

„Wir konnten die Belastung des Strafjustizsystems erfolgreich reduzieren. Mehr als die Hälfte der Benutzer sind auf den legalen, regulierten Markt gewechselt, was in so kurzer Zeit beeindruckend ist.“

Arne ist einer von denen, die direkt von der neuen Gesetzgebung betroffen sind. Arne wolle auf den legalen Markt wechseln, sagte er. Er ist ein 20-jähriger Student und Musiker, der jeden Tag Marihuana raucht. „Ja, ich würde sagen, ein bisschen Abhängigkeit“, sagte er.

Er versuchte ein paar Mal aufzuhören, aber dann geriet er in Stress. „Ich will jetzt nicht aufhören.“ Das Rauchen von Marihuana macht ihn kreativer, sorgloser, nachdenklicher, selbstbewusster.

Mit 17 probierte Arne zum ersten Mal Marihuana – als er nach einer Alternative zum Alkohol suchte. Rückblickend war das riskant, nicht nur wegen seines Alters. Arne hat eine Geisteskrankheit, die durch den Konsum von Marihuana verschlimmert werden kann. „Ich kommuniziere offen mit meinem Psychologen“, sagte er.

„Ich weiß, dass Marihuana den Kopf beeinflusst.“ Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit nehmen zu. „In jungen Jahren wird Marihuana heruntergespielt“, sagt Arne, „aber es macht einen psychisch fertig.“ Er hat es auch hinter sich, was er „Bad Trips“ nennt. „Es war fast traumatisch“, sagte er. Er glaubte, verdorbenes Gras genommen zu haben.

Darin sieht er derzeit eine der größten Gefahren, gerade in ländlichen Gegenden, wo das Sortiment nicht sehr groß ist und die Verbraucher Abverkäufe von Händlern hinnehmen müssen.

Solche Erfahrungen spielten in die Beratungen der Koalition eine Rolle. Die Entwicklung der Infrastruktur vom Anbau über die Lieferkette bis hin zum Fachgeschäft wird für den Erfolg der Markteinführung von zentraler Bedeutung sein. In Kanada werde noch Infrastruktur aufgebaut, sagte Hammond.

Lieferprobleme wie das Ausgehen von legalem Marihuana in den vergangenen Monaten gibt es nicht mehr. Es wird Jahre dauern, ein flächendeckendes Angebot zu schaffen. In Ontario, der bevölkerungsreichsten Provinz, gibt es sechs Monate nach der Legalisierung immer noch keine Fachgeschäfte – aber mittlerweile sind es mehr als 1.000.

Beim Aufbau der Infrastruktur können viele Fehler gemacht werden, warnt Peter Raiser, Geschäftsführer der Deutschen Suchtzentrale.

Wichtig sei, dass „das Unternehmen nicht darauf abzielt, neue Zielgruppen zu erschließen“.

Werbemaßnahmen sollten gestoppt werden. Geschäfte sollten nicht zu nahe an Schulen liegen.

Und: Cannabishaltige Lebensmittel sollten verboten werden. Denn Produkte wie Eis, Aufstriche oder Haschkekse ziehen neue Konsumenten an. Letzteres macht für Janis Schneider vom Frankfurter Zentrum für umfassende Drogenhilfe wenig Sinn. „Wir müssen Substanzen legalisieren, nicht nur eine oder zwei Konsumformen“, sagte er.

Je mehr Vorschriften gelten, desto weniger attraktiv ist der legale Markt für Verbraucher. Die Menschen sollen selbst entscheiden können, wie sie konsumieren. „Cannabiskonsum ist nicht ohne Risiken, aber deshalb sollten Informationen aus dem Geschäft verwendet werden, um einen sicheren Konsum zu gewährleisten.

Reinhard beispielsweise weiß noch nicht, ob er sich an die Rechtsabteilung wenden wird. Der 52-Jährige raucht täglich Marihuana. Er fand seinen Weg durch seine Frau. Als Schmerzpatientin nahm sie Marihuana.

Die Ärzte ermutigen das Paar, verschiedene Sorten auszuprobieren, um herauszufinden, welche am besten funktioniert. Reinhard fand heraus, dass die Schlafqualität mit dem Konsum von Marihuana zunahm.

Seitdem bewirtschaftet er selbst und will nicht riskieren, schlechte Sachen vom Händler zu bekommen. In seinem Badezimmer gibt es ein Zelt, ein Licht, einen Filter und ein Belüftungssystem, damit seine kleine Plantage nicht mit ihrem typischen Geruch explodiert.

„Ob ich den Wechsel wert bin, ist eine Frage des Aufwands und des Interesses“, sagte Reinhard. Ausschlaggebend ist der Preis. Außerdem soll es keine bürokratischen Hürden bei der Kundenregistrierung oder der Suchtberatung beim Einkaufen geben.

Janis Schneider von der Drogenhilfe sieht das genauso: Beratung wird heute als Helfen charakterisiert und muss sich zur Verbraucherberatung weiterentwickeln. Wenn Preis und Infrastruktur stimmen, „würde ich es auf jeden Fall nutzen. Wie lange, hängt von der Gesamtsituation ab“, sagt Reinhard. Er hofft vor allem auf eines:

Nach Bestehen der ersten Zulassungsstufe wird auch die Heimpraxis legalisiert. Und es ist oft möglich, Cannabisdiskussionen lockerer anzugehen. Diese Entwicklung gefällt jedoch nicht allen.

In einer Studie warnte ein Team um die Psychiaterin Eva Hoch von der Universitätsklinik München vor zunehmenden Fällen von Cannabiskonsumstörungen, einer problematischen Konsumform.